
Klappentext:
Das Grauen kommt nicht aus Gräbern oder aus dem Weltraum. Es ist mitten unter uns und steckt in jeder Handtasche.
Clayton Ridell ist geschäftlich in Boston, hat schon Geschenke für seine Familien besorgt und möchte sich vor der Heimfahrt gerade bei einem Straßenhändler ein Eis kaufen, als die Welt untergeht. Geschäftsfrauen, Schüler, Busfahrer, alle Menschen, die in diesem Moment ein Handy am Ohr haben, laufen wie auf einen geheimen Befehl hin Amok, fallen übereinander her, schlachten sich gegenseitig ab, stürzen sich ins Verderben. Irgendwie können Clay und ein junges Mädchen, das beinahe von ihrer Mutter umgebracht worden wäre, sich in ein Hotel retten. Sie sind völlig abgeschnitten von der Außenwelt. Clay will unbedingt herausfinden, wie es um seine Frau und vor allem um seinen Sohn Johnny steht, der gerade in der Schule gewesen sein muß, als der mörderische Irrsinn losging. Zu ihm muß Clay Kontakt aufnehmen, bevor ein anderer es per Handy tut. Die Suche nach Johnny wird zur Schreckensmission durch eine apokalyptische Welt...
Beurteilung:
Es ist der erste Oktober, ein sonniger Herbsttag um 15.00 Uhr. Alle, die in diesem Moment per Handy telefonieren, werden wahnsinnig. Sie laufen Amok und sind unberechenbar. Zwar können sich Clay und die junge Alice in ein Hotel retten, aber draußen tobt der Irrsinn - wie soll es weitergehen?
Das Buch fängt - eigentlich untypisch für King - sehr spannend an. Aus früheren Romanen des Autors bin ich es eher gewohnt, daß er am Anfang sorgsam seine Charaktere aufbaut, bevor das Grauen hereinbricht. Hier beginnt das Buch mit einem Knalleffekt. Die Atmosphäre ist düster und beklemmend, die Handlung spannend erzählt. Allerdings fühlte ich mich beim Lesen erst an "The Stand" erinnert, einen früheren Roman von King, den ich sehr mag. Die Endzeitatmosphäre in "Puls" reicht allerdings bei weitem nicht an die von "The Stand" heran, obwohl vieles fast abgeschrieben sein könnte: der Bösewicht genauso wie die Tatsache, daß Träume eine zentrale Rolle spielen.
Die nächste Assoziation war die an den Film "Dawn of the Dead", was allerdings von King auch beabsichtigt war, denn das Buch ist dem Regisseur George Romero gewidmet. Und ich mußte an den "Schwarm" von Frank Schätzing denken, vor allem aber an Star Trek: "Wir sind die Borg, Widerstand ist zwecklos!"
Die Geschichte ist spannend erzählt, keine Frage. Die Charaktere sind sympathisch, wenn mir auch zu wenig Hintergrund vorhanden war. Gerne hätte ich mehr über die Hauptpersonen gewußt. Und so spannend das Buch auch ist und so flüssig es sich lesen läßt, kann das doch nicht darüber hinwegtäuschen, wie dünn die Handlung im Grunde genommen ist. Fast ist es, als hätte King hier die Vorlage für einen Horrorflm geschrieben: Effekte und Blut stehen im Vordergrund, ausgefeilte Charaktere und Nebenhandlungen sind nicht nötig.
Das Ende ist weder gut noch böse, sondern offen. Das ist zwar in vielen Romanen des Autors so, hier aber hätte ich mir doch mehr an Auflösung gewünscht.
Fazit: ein Horrorschocker, der spannend und nicht immer logisch ist. Für einen netten Leseabend - vorzugsweise im stürmischen Oktober - aber genau richtig.
Meine Wertung:
Originaltitel: Cell
Überaetzer: Wulf Bergner
Kategorie: Horror / Endzeit
Taschenbuch
Weltbild-Ausgabe
557 Seiten
ISBN: 978-828987661
Tirah
“I enjoy sharing my books as I do my friends, asking only
that you treat them well and see them safely home.“ (Ernest Morgan)
