Klappentext:
Ember Ozette entwickelt sich dem winzigen Embryo einer seit Jahrhunderten im Ewigen Eis eingeschlossenen schwangeren Neandertalerin, die ein Wissenschaftler entdeckt hat. Dr. Yute Nahade hält seine Entdeckung geheim, aus Gründen, die viel tiefer liegen, als er selber glaubt. Er veranlaßt eine Leihmutter, den Embryo auszutragen und ein Neandertaler-Baby erblickt das Licht der Welt.
Ember wächst bei den Quanoot-Indianern in der Nähe der Whaler Bay in Washington auf, ebenso ein Kind unserer Zeit wie ihre Altersgenossen. Sie fühlt sich wohl in ihrer Familie, wird eine ausgezeichente Sportlerin und durchstreift die Wälder der Umgebung. Trotzdem ist ihr Anderssein immer wieder ein Anlaß zu Mißverständnissen und Befremdung.
Warum sind ihr außergewöhnliche Fähigkeiten gegeben - die Kraft, zu heilen, die seltsamen, lebhaften Visionen, die sie im Schlaf verfolgen? Ihre Vision von einer Gruppe geheimnisvoller, goldhäutiger Menschen treibt die Suche nach Antworten voran - sind es die letzten Überlebenden ihrer Art, die vor einem Völkermord fliehen? Liegt ihre Rettung in Embers Hand? Wer sind sie, warum rufen sie Ember und wo kann sie diese Menschen finden?
Auf dem Höhepunkt der spannenden, rätselhaften Geschichte muß Ember die Suche nach ihren Vorfahren aufnehmen. Sie weiß nicht genau, warum es sie so drängt, aber sie fühlt, daß es nichts gibt, was ihr stärker am Herzen liegt.
Aber wie alle Reisen, zu denen man voller Leidenschaft aufbricht, so führt auch diese Ember weit fort von ihrem Zuhause und tief ins Innerste ihres Herzens, hin zu größerem Wissen über ihre Vergangenheit, über sie selbst und über die Bedeutung ihrer Träume, die sie ihr Leben lang verstehen wollte.
Allgemeines:
Das Buch ist sowohl auf deutsch als auch auf englisch nur noch gebraucht erhältlich.
Beurteilung:
Sonnentochter erzählt von der jungen Ember, die anders aussieht als andere Kinder. Sie weiß, daß sie adoptiert wurde und liebt ihre Adoptiveltern und ihre kleine Schwester, deren leibliches Kind. Wären da nicht die ständigen Hänseleien der anderen Kinder, hätte sie eine völlig normale Kindheit. Erst mit 18 Jahren macht sie sich auf die Suche nach ihren Wurzeln und erfährt von Dr. Nahade, woher sie wirklich stammt - und daß ihre leibliche Mutter bereits vor fünfundzwanzigtausend Jahren starb… Langsam erschließt sich ihr die Bedeutung ihrer Visionen, die sie von Kindheit an hatte und sie lernt, die Besonderheiten ihres Volkes zu verstehen.
Ich konnte dieses Buch keiner Kategorie zuordnen, „Wissenschaftsthriller“ trifft es vielleicht noch am ehesten. Ob es wirklich möglich wäre, aus einem derart alten Leichnam einen intakten Embryo zu entnehmen und diesen dann auszutragen, sei mal dahingestellt.
Es gibt zwar nicht viele, aber doch einige Bücher, die sich mit Neandertalern in der heutigen Zeit befassen. Tatsächlich ist wohl einiges immer noch ein Rätsel und Mark Canters Roman ist eben das: ein Roman und kein wissenschaftlicher Bericht.
Ember gehört zu den „Goldenen“ einem ganz besonderen Volk, das über ausgeprägte empathische Fähigkeiten verfügt und sehr friedfertig ist. Ember selbst und auch die Schilderung der Goldenen ist sehr berührend und man bedauert, daß es ein solches Volk nicht (mehr) gibt.
Leider hat der Roman auch einige Schwachstellen: Embers Kindheit wird nur kurz geschildert, daraus hätte man mehr machen können, wenn auch die wesentlichen Punkte zur Geltung kommen (ihr Aussehen, ihre Sprachstörungen). Auch Dr. Nahades Vorgeschichte hätte etwas umfangreicher ausfallen können.
Am meisten hat mich jedoch das Ende gestört. Nach einer leisen (aber nicht langweiligen!) Geschichte folgt ein Showdown, der kinoreif ist. Das paßte einfach nicht zusammen, der Epilog hingegen fügt sich dann wieder in das leise Muster des Buches ein.
Trotzdem ist es insgesamt ein sehr schönes Buch, das ein wenig zum Träumen anregt.
Meine Wertung:
Originaltitel: Ember from the Sun
Übersetzer: Joannis Stefanidis
Kategorie: nicht zuordbar (vielleicht „Wissenschaftsthriller“?)
Hardcover
Bertelsmann-Ausgabe
380 Seiten