Rodman Philbrick: Coffins

Historische gebundene Blätter
Antworten
Benutzeravatar
Tirah
Druide
Druide
Beiträge: 2168
Registriert: Sonntag 17. Dezember 2000, 20:01
Wohnort: Gorond im Lande Gimmonae

Rodman Philbrick: Coffins

Beitrag von Tirah »

Rodman Philbrick: Coffins



Inhaltsbeschreibung:
Maine, 1861: Kurz vor Beginn des Bürgerkriegs befreundet sich der junge Dr. Davis Bentwood mit dem kleinwüchsigen Jeb Coffin. Gemeinsam untersuchen sie die mysteriösen Todesfälle in Coffins Familie: Jebs Zwillingsbrüder werden in Stücke gehackt aufgefunden, sein Neffe erfriert in einem geheizten Zimmer. Hängen die Gräuel mit dem Fluch zusammen, der Jebs Vater, einen entschiedenen Gegner der Sklaverei, vor 20 Jahren traf? Bentwood und Coffin müssen sich beeilen, denn die Morde reißen nicht ab...


Beurteilung:
Das Buch beginnt mit einem Vorwort: es wären alte Tagebücher eines gewissen Dr. Bentwood gefunden worden, in denen von mysteriösen Morden die Rede wäre. Dann folgen eben diese Tagebücher.

Die Atmosphäre ist gelungen, man fühlt sich in das Jahr 1861 hineinversetzt (und das ist auch schon alles, was das Buch vor einer negativen Bewertung bewahrt :roll: ). Die Schilderungen sind detailliert und die Tagebuchaufzeichnungen beginnen damit, daß Jebs Neffe, noch ein Säugling, steifgefroren in der Wiege gefunden wird - in einem völlig überheizten Kinderzimmer.
Leider ist auch der Stil so gehalten, daß er einem Tagebuch von 1861 entspricht: es tauchen viele alte Worte auf („thou“ und „thee“ z.B.) und es wirkt behäbig. Erst nach der Hälfte des Buches kommt wirklich Spannung auf. Das liegt aber auch daran, daß der Autor zuviel des Guten wollte, es geht in dem Roman nämlich um:
* den amerikanischen Bürgerkrieg
* Sklavenhandel
* Abolitionisten und die Flucht von Sklaven
* die Frauenbewegung
* den Schriftsteller Ralph Waldo Emerson und Transzendentalismus
* sonderbare, tödliche Unfälle innerhalb der Familie
* einen alten Fluch

Das alles gleichzeitig auf 300 Seiten unterbringen zu wollen, ist ein Spagath, der nicht gelingen kann. Alles wird nur angerissen, taucht immer mal wieder auf, aber das Buch kann sich auf keines dieser Themen wirklich festlegen. Es ist kein historischer Roman, kein Roman um Abolitionisten oder Frauenrechte, aber leider auch kein spannender Gruselroman.
Auf den letzten Seiten überschlägt sich dann die Handlung förmlich, allerdings wird alles dann sehr schnell wieder aufgelöst. Für mich bleibt die Frage, warum gerade zu diesem Zeitpunkt die unheimlichen Ereignisse eintreten - hätte es nicht auch schon vor 20 Jahren passieren können oder erst in zehn Jahren? Aber wie sagte meine bessere Häfte: „Gruselromane und Horrorfilme müssen nicht logisch sein“ - recht hat er!


Meine Wertung:
:buchwurm_neutral:

deutscher Titel: nicht auf deutsch erschienen
Kategorie: Grusel / Historisch / 19. Jahrhundert / USA / Sklaverei
Hardcover
Forge
319 Seiten
ISBN: 0812566513
Bild

My recurring fantasy about libraries is that at night, after everyone goes home, the books come to life and mingle in a fabulous cocktail party. (Neal Wyatt)
Antworten

Zurück zu „Welke Blätter“