Stefanie vor Schulte: Junge mit schwarzem Hahn

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Gesior
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Stefanie vor Schulte: Junge mit schwarzem Hahn

Beitrag von Gesior »

Junge mit schwarzem Hahn

Klappentext:
Der elfjährige Martin besitzt nichts bis auf das Hemd auf dem Leib und seinen schwarzen Hahn, Behüter und Freund zugleich. Die Dorfbewohner meiden den Jungen, der zu ungewöhnlich ist. Viel zu klug und liebenswürdig. Sie behandeln ihn lieber schlecht, als seine Begabungen anzuerkennen. Als Martin die Chance ergreift und mit dem Maler zieht, führt dieser ihn in eine schauerliche Welt, in der er dank seines Mitgefühls und Verstandes widerstehen kann und zum Retter wird für jene, die noch unschuldiger sind als er.

Beurteilung:
Martin ist jung, gut, klug und er ist freundlich und ohne Arg, aber fest im (guten) Glauben. Er weiß (wie wir Leser auch), was gut und richtig ist. Er sieht, dass andere sich nicht so richtig verhalten. Martin hat als 3-Jähriger als einziger das Massaker seines Vaters an der ganzen Familie überlebt. Er wird inmitten des Massakers von den Dörflern gefunden, die in ihm und dem schwarzen Hahn etwas Böses sehen, vor dem sie sich fürchten. Vielleicht auch weil sie das Böse als Spiegelung ihrer selbst befürchten. So lebt er arm und trotzdem zufrieden in einem Dorf, wo er gemieden und schlecht behandelt wird.
Dann sieht Martin Böses und beschließt, etwas dagegen zu tun. Er verlässt mit dem Maler das Dorf.
Das Buch ist wie ein Märchen oder eine Fabel. Es spricht eine einfache und starke Sprache, aber wie aus der Zeit gefallen. Die Handlung spielt in einer nicht näher bestimmten irgendwie vortechnischen Zeit. Martin oder die Worte blicken hinter die Fassaden und hinter die „Verkleidungen“ oder Vorspiegelungen. Martin ist mit seinem Hahn der Protagonist, der Held der Geschichte.

Fazit:
Ich bin begeistert von dem Buch. Das beste Buch, das ich in letzter Zeit gelesen habe, vielleicht das beste Buch überhaupt. Es hat große Kraft in mehrfacher Hinsicht, die ich einem kleinen Büchlein von gut 200 Seiten kaum zugetraut hätte. Es ist ein Mut machendes moralisches Buch, dass keine direkten Vorwürfe macht. Es erhellt so manche Einsicht, ohne das zu erklären. Es ist eine fiktionale Geschichte, die in einem nich näher bestimten irgendwie historischen Rahmen spielt, und hat auch mystisch-magische Anklänge. Durch Martins kluge, fragend beobachtende Überlegungen werden die Verfehlungen der anderen offensichtlich. Auch meine Schwächen erkenne ich ehrlich betrachtet. Niemand ist vollkommen, aber man kann es versuchen oder einfach sein wie Martin.

ganz klare Bestwertung:
:buchwurm03:
Seien Sonne, Wind und Wasser sanft um Euch und die Götter Euch wohlgesonnen!
GESIOR PALARE MIRRO
scolasticus artum arcanum. dominus mysteriorum. magister magicum.

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