Gadón - Ein weiteres Leben in Taborea

Erlebnisse ob allein oder mit der Gruppe / Gilde
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Lyros
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Gadón - Ein weiteres Leben in Taborea

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- Die Inkarnation -

Regen durchnässte Gadóns Lederrüstung, als er verkrümmt vor Schmerzen im Aslan-Wald lag. Wenn er schon keinen Beistand durch einen Elb erhalten konnte, so wollte er wenigstens in der Nähe von Bäumen sein. Die Energie der Inkarnation konnte von niemand aufgefangen werden und so brannten sich überall Blitze rings um ihn herum in die Erde. Gmork, sein treuer Freund, ergriff bellend und jaulend die Flucht, doch das kleine Kaninchen hatte nicht so viel Glück und wurde von einem Blitz erschlagen.

Bilder der Vergangenheit rasten an seinem geistigen Auge vorbei, rissen ihn von Freude zu Leid und Trauer. Schmerzensschreie zerrissen die Nacht im Wald. Nach einer schier endlosen Qual lag Gadón erschöpft, blutend und allein auf nassem Moos. Blätter und Holzsplitter von zerborstenen Bäumen fielen mit dem Regen auf ihn hinab und langsam senkte sich der Nebel der Erschöpfung über ihn und so schlief er ein. Die Veränderung seines Körpers lief trotzdem unaufhörlich weiter. Seine verstümmelten Ohren, ein Andenken aus den Trollkriegen in Hilos, bildeten sich neu und sein gesamtes Äußeres änderte sich immer weiter, so dass am Ende der Elb in ihm klar zu erkennen war.

Der Regen hatte nachgelassen, Nebelschwaden stiegen vom Waldboden auf. Tief zog er den Duft es Waldes in seine Lungen und mit einem gefährlichen türkisfarbenen Funkeln in den Augen stand er auf. Wie viel Zeit mochte vergangen sein?

Gadón schaute sich vorsichtig um, entdeckte nur das zerschmetterte Kaninchen, Gmork würde es wohl noch lange suchen. Es hatte zum Glück keinen Menschen erwischt, dazu war er zu weit in den Wald gelaufen. Gadón betastete seine Ohren und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Die Rüstung war kleiner geworden, er wollte gerade über den Rüstungsmacher schimpfen, als er feststellte, dass nicht die Rüstung kleiner, sondern er größer geworden war.

Seine Gedanken überschlugen sich, immer wieder tauchten Erinnerungen an seine Heimat Hilos, seine Mutter Gesé und seine Schwester Ilísta auf. Ebenso klar konnte er nun das Band zu Tinnuriel, seiner Halbschwester, erkennen. Die Jahrhunderte in Gallodor, seiner zweiten Heimat schienen auf einmal unendlich weit weg. Lesath! Würde er ihn jemals finden und würde dieser ihn wiedererkennen? Mühsam unterdrückte er den Sturm der Gedanken und dachte, „Zum Glück nur alle 1000 Jahre“.

Gadón musste sich zusammenreißen, der Orden zählte auf ihn und niemand würde verstehen, was eine Inkarnation ohne Beistand bedeutete. Nein, niemand würde verstehen was überhaupt eine Inkarnation bedeutete. Der Orden bestand nur noch aus Menschen und Lajos Halka hatte ihm befohlen, die Reihen der Obsidianwächter wieder zu füllen.

So machte er sich auf, nahm seine ganze Kraft zusammen, denn jede Bewegung löste ein Feuerwerk der Schmerzen aus. In jeder Faser seines Körpers spürte er die Neuordnung und längst verschüttete Erinnerungen und Erlerntes waren wieder so frisch wie just erlernt. Vorsichtig beschwor er einen Eichengeist und wunderte sich, dass es so „einfach“ war.

Langsam brachte er Ordnung ins Chaos seiner Gedanken und Tagträume, spürte jedoch, dass etwas Böses in seinen Gedanken wohnte und nur auf den richtigen Moment wartet. So nahm er sich vor stets wachsam zu sein, zum einen in der realen, als auch in der Geistwelt. Ohne großes Nachdenken beschwor er sein Reittier, Algenib, und folgte der Straße durch den Aslan-Wald, Ystra und des Staubteufel-Canyons bis zur Obsidianfeste.
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- Der Orden -

Beitrag von Lyros »

- Der Orden -

Lajos Halka schien nichts zu bemerken oder ließ sich nichts anmerken. Wie üblich herrschte er Gadón an, die Truppe würde immer kleiner. Zu viele waren gefallen oder hatten den Orden verlassen.

Sein bester Freund, Harkfast, war fahnenflüchtig und Gadón konnte Lajos Halka erst nach zähem Verhandeln dazu bringen, den Haftbefehl aufzuheben und eine „normale“ Entlassung aus den Diensten des Ordens für Harkfast zu erwirken.

Auf Befehl von Lajos brachte Gadón jetzt in jedem Dorf der Umgebung Aufrufe für den Beitritt zum Orden der Obsidianwächter an.

Lange musste er nicht auf den ersten, oder besser die erste Bewerberin warten. Aydee war ein Mensch voller Lebenswillen, Kraft und Mut. Sie verstand sich auf den Nahkampf, beherrschte ebenfalls die Magie um aus der Ferne angreifen zu können.

Viele kamen nach ihr und gingen auch wieder, bis sich letztendlich eine Kerntruppe zusammen gefunden hatte, die gemeinsam durch Dick und Dünn gehen würde.

Alles lief ausgezeichnet, Lajos war, soweit man das von ihm überhaupt sagen konnte, zufrieden mit den Fortschritten des Ordens.
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- Schatten der Vergangenheit -

Beitrag von Lyros »

- Schatten der Vergangenheit -

Es war ein herrlicher Sommertag, die Vögel zwitscherten und eine leichte Brise wehte den Duft der Blüten und Gräser über den Burgfried. Am Abend zuvor war die Luft noch erfüllt vom Gemurmel der Rekruten. Gadón schaute gedankenverloren gen Osten und machte sich dann langsam an den Abstieg.

Auf der Burgwiese war der Duft noch betörender als oben auf den Zinnen, doch auf Gadóns Seele legte sich ein schwerer bleigrauer Schleier. Zielsicher, aber scheinbar gegen einen Orkan ankämpfend, erreichte er das Grab und kniete nieder. Hier an dieser Stelle hatte er Aydee mitgeteilt, dass er ihre Liebe nicht erwiderte, nicht erwidern konnte.

Menschen waren sehr zerbrechlich und lebten nicht sehr lange, dass hatte er in den letzten 1000 Jahren begriffen. Viele Freunde waren alt und grau geworden, andere starben an seiner Seite auf dem Schlachtfeld. Vor seinem geistigen Auge stieg das fröhliche Gesicht von Lenea aus den grauen Nebelschwaden der Vergangenheit. Ein Lächeln schlich sich über Gadóns Gesicht, als er an die vielen kleinen Pergamente dachte, die ihm die stumme Lenea im Laufe der Zeit geschrieben hatte. Jetzt lagen sie in der dunklen Erde auf dem Herzen der zierlichen Person. Nach einem schweren Atemzug stand er auf und blickte in das Blätterdach über dem Grab.

„Mögest Du hinter dem Schatten des Todes das Licht von Doron finden, so wie ich in dieser Welt bereits ein Licht gefunden habe. Ob es wohl auch für mich scheinen wird?“
Nachdenklich drehte er sich noch einmal um und rief,
„Man tárë antáva nin Doron, Doron, enyarë tar i tyel írë Anarinya queluva?“

((Was wirst du, Doron, oh Doron, mir geben in den Tagen jenseits des Endes, wenn meine Sonne schwindet))

Beim Gedanken an Jene, die das Licht in sein Leben bringen könnte, hellte sich seine Mine etwas auf. Doch warum benahm sie sich so „menschlich“? War er selbst zu lange bei den Menschen, dass es ihm jetzt dermaßen auffiel? Sie war eine Elfe, doch wie es schien nur äußerlich. Wollte sie sich den Menschen anpassen, waren alle Gesten nur Höflichkeit, die Fragen wirbelten förmlich in Gadón Kopf.

Je weiter er das Grab hinter sich ließ umso heller schien die Welt um ihn herum. Heute Abend musste die Taverne wieder geöffnet werden und da konnte er sich keine schlechten oder traurigen Gedanken leisten. Der Kunde wollte freundlich und fröhlich bedient werden und der Gedanke, dass Sie da sein würde, munterte ihn weiter auf.
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- Die Geistwelt -

Beitrag von Lyros »

- Die Geistwelt -

Es war ein gewöhnlicher Tavernenabend. Muntere Gäste plauderten vom Wetter und ihrem Tagewerk. Aydee war heute nicht erschienen, sie war sehr betrübt und Gadón überlegte, Tinnuriel zu schicken um nach ihr zu sehen. Im selben Augenblick wurde er gewahr, dass Tinnuriel von einer Person bedroht wurde. Diese Frau war offensichtlich bekannt mit Aydee und wollte nun wohl „den Grund“ für Aydees Niedergeschlagenheit aus dem Weg räumen. „Menschen!“ dachte Gadón, als ihn eine Lawine der Emotionen fortriss.
Auf diese Situation hatte das Dunkel in seiner Seele nur gewartet.

„Ich bin Grawogol!“, donnerte die Stimme rau und brummig durch seinen Geist.
„Zieh dein Schwert und bringe sie alle um. ALLE! Nur so kannst du in Frieden leben!“
Lauernd und gefährlich trat Grawogol, ein riesiger Bär, aus dem schwarzen Nebeln Gadóns Geistes hervor. Mit letzter Kraft brachte Gadón einen türkisfarbenen Schild zustande, den der Bär nicht durchdringen konnte.
Listig war wieder die Stimme des Bären zu hören, „Lass mich rein, ich werde dir helfen. Nur ich kann dich noch retten. Ich werde für Ruhe sorgen, glaube mir.“

Keiner der Gäste ahnte etwas von Gadón Kampf, für sie schien er nur in einem Tagtraum nach Ruhe zu suchen.
Tinnuriel, Dakrae und Enolya, Elben und Mitglieder der Wächter, hatten arge Probleme mit dieser aufdringlichen und aggressiven Person, doch es gelang ihnen, diese aus der Taverne zu werfen. Der Frieden war wieder hergestellt.

Gadón sammelte Energie und schleuderte den Bären in den schwarzen Nebel zurück. Er dachte an seinen alten Freund Aeglosson in Hilos, er hatte ihm sehr empfohlen zur Inkarnation wieder nach Hause zu kommen. Ein mühsames Grinsen stahl sich auf Gadóns Gesicht, er hatte es allein geschafft, ohne Meditation und den ganzen Hokuspokus.

Noch bevor der Reflex zum Aufstehen Gadón durchzuckte, traten der Bär und ein riesiger Wolf aus dem Nebel hervor. Wie eingefroren konnte er nur das Näherkommen der Tiere beobachten, der übelriechende Atem der Kreaturen blies ihm schon ins Gesicht, als er aus der Starre erwachte und mit letzter Kraft einen gewaltigen Energiestoß zustande brachte. Von Panik ergriffen wusste er nicht, was er tun sollte.
„Ich bin eine Gefahr für alle hier und bringe nur Leid und Verderben“, schoss es ihm durch den Kopf. Er würde es nicht so weit kommen lassen und bestellte sich bei Alice, der Bedienung des Krähennestes, den stärksten Schnaps im Haus. Es war ihm klar, dass Alkohol im ersten Jahr nach der Inkarnation Gift für ihn war und bestellte gleich den zweiten Schnaps.

Böses Knurren ließ Gadón aufhorchen, langsam drehte er den Kopf und realisierte nur noch, wie er vom Bären angefallen wurde – Dunkelheit.

Dakrae hatte sich geistesgegenwärtig auf die Suche nach einem Elbenheiler gemacht und auch nach kurzem Suchen einen herbei geschafft. Dieser erkannte sofort die Situation, flösste Gadón ein Mittel ein und schien zum Erstaunen der Anwesenden zu meditieren.

Immer wieder hieben die Pranken auf Gadón ein und er spürte wie langsam seine Energie davon rann. Er würde keinen neuen Schild mehr aufbauen können und der nächste Hieb traf ihn mit voller Wucht. Am Boden liegend erwartete er den Aufprall der Bärenpranken. Der Bär hatte sich aufgerichtet und setzte zum letzten Schlag an, als ihn ein greller Blitz traf.

Im selben Moment spürte Gadón, wie von einer unbekannten Quelle Energie strömte und eine Stimme ihn aufforderte den Schild aufzubauen. Dank der stützenden Energie konnte Gadón den Schild wieder errichten. Die Stimme lobte ihn und wies ihn eindringlich an, sofort zur Elbeninsel zu reisen um dort Ruhe und Kraft zu finden. Im Tempel würde er sehr gute Unterstützung finden.

Als Gadón die Augen öffnete sah er sich von seinen Gefährten umringt. Mühsam rappelte er sich auf, sprach noch ein paar Worte des Dankes und verschwand schnell aus der Taverne.
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- Die Elbeninsel -

Beitrag von Lyros »

- Die Elbeninsel -

Der Tempel auf der Elbeninsel war ein Glücksgriff. In der völligen Ruhe brachte Gadón Ordnung in das Chaos seiner Gedanken. Er hielt den Bären in Schach und der Wolf war in die finsteren Regionen seiner Geistwelt abgetaucht. Die Heiler der Insel versorgten seine Wunden und auf die Frage warum sein Blut von türkiser Farbe sei, hatte er gelogen und Unwissenheit vorgespielt.

Schnell kam er wieder zu Kräften und durchstreifte die Insel. Die Bewegungen schmerzten nur noch leicht und er entschloss sich mit dem Bogen zu üben. Er war selber von seinem Können überrascht, denn er traf mit jedem Schuss die Scheibe und nicht den dahinter liegenden Fluss. Shizoshanath nickte ihm zu und flüsterte, „Da sucht Euch jemand.“
„Endlich habe ich Euch gefunden.“, hörte er auch schon hinter sich eine Stimme und drehte sich um. Etwas zu hastig und ungelenk, er kämpfte den Schmerz nieder und erkundigte sich nach dem Wohlbefinden der anderen.

„Schön, dass es Dakrae ist“ schoss es ihm durch den Kopf und er dachte an ihre kurze Begegnung vor einiger Zeit hier auf der Insel. Unwillkürlich musste er ihr in die Augen schauen, grau-grün. „Niemand ist perfekt, meine sind schließlich auch nicht grün“, schmunzelte er innerlich.

Wie sollte er ihr das Geschehene erklären und die für einen Elben untypische Aura machte ihn nervös. War sie bei Menschen aufgewachsen? Stockend erklärte er, dass er nicht der Auslöser für Kummer und Leid sein wolle.

Es entstand eine Pause und Gadón streckte seinen Geist vorsichtig in ihre Richtung aus, brach aber sofort ab, als er spürte, dass Dakrae ihn nicht empfangen konnte oder wollte.
„Ich habe mich geirrt, es waren die ersten Ausläufer der Inkarnation“, dachte er traurig. Er wollte gerade eine Frage an sie stellen, als Dakrae schon zu reden begann,

„Ich weiß was zwischen Aydee und euch geschehen ist. Ihr sagtet zu ihr, Ihr hättet Euer Herz verloren auf der Elfeninsel. Meine Frage ist nun, an wen?“

Ohne wirklich überlegt zu haben, stellte er die Gegenfrage, „Selbst wenn es Euch den gleichen Schmerz brächte wie Aydee?“

„Ja, selbst dann. Ich werde ihn überstehen. Ich muss. Das Leben wird weitergehen.“

Erstaunt über diese Antwort, holte Gadón etwas aus, „Ich habe die Mentorenschaft für Euch abgelehnt, weil ...“. Wieder plagte ihn die Ungewissheit und das Chaos seiner Gefühle ließ ihn kurz innehalten.
„...weil ich mir meiner Gefühle für Euch nicht sicher war. Und wenn ich Euch nun sage, das mein Herz Euch gehört, gebe ich Euch die gleiche Waffe in die Hand, die ich gegen Aydee geführt hatte.“

Langsam baute sich der türkisfarbene Schild auf, denn im Dunkel leuchteten gefährlich die roten Augen von Grawogol auf. Gadón war auf den schneidenden Schmerz vorbereitet. Dakrae schloss plötzlich die Augen und legte ihre Hand auf die seine. Die Explosion des Schildes fegte Grawogol hinfort, ebenso war der schwarze Nebel in weite Ferne gerückt.

„Ihr stoßt also nicht zu“, mehr brachte er nicht über die Lippen. Gadón schaute nur noch in das zierliche Gesicht um nach dem öffnen ihrer Augen im grau-grünen Meer zu versinken.

„Mein Herz sehnte sich danach, diese Worte zu hören.“, flüsterte sie. Gadón erkannte allerdings eine Angst in ihr aufsteigen, die er sich nicht erklären konnte. Hatte sie Angst vor den Elben und warum hatte sie so viele menschliche Verhaltensweisen?
„Ich hatte immer geglaubt, du wolltest nur höflich sein.“, brach Gadón das Schweigen
„Und ich dachte immer, du interessierst dich nicht für mich.“, erwiderte sie.

Gadón nahm Dakrae in den Arm und küsste sie. Gemeinsam suchten sie sich ein schönes Fleckchen beim Wasserfall auf der Elfeninsel. Der restliche Tag gehörte ihnen. Sie genossen das Zusammensein und die erwachten Gefühle.
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- Varanas -

Beitrag von Lyros »

- Varanas -

Am nächsten Tag kehrten sie nach Varanas zurück. Dakrae wollte noch ein paar Besorgungen machen.
Irgend etwas stimmte nicht. Gadón spürte es, Dakrae war in Gefahr. Sofort beschwor er Algenib, seinen Pegasus, und machte sich auf den Weg. Sein Gespür führte ihn in Richtung Rabenfeld, wo er Dakrae in der Nähe der Banditen fand.

Sie schien verängstigt und offenbarte ihm, dass sie Yuri getötet hatte. Sie berichtete über die Gräuel, die er ihr angetan hatte und dass sie in seiner Diebesgilde aufgewachsen war. Gadón konnte ihre Angst und ihre Verzweiflung erkennen. Normalerweise nutzte er seine Fähigkeit zur Verbindung der Seelen nur im Einklang mit seinem Gegenüber, doch Dakraes Seele war weit geöffnet. „Sie hat die Verbindung der Seelen nie benutzt“, schoss es ihm durch den Kopf. Er nahm sie ihn die Arme.

Der nächste Morgen war schön und klar. Vor den Toren von Varanas trafen sie Enolya und Tinnuriel. Sie wurden von drei fremden Elben freundlich angesprochen. Diese schienen sich zu freuen, andere Elben und dazu noch so zahlreich anzutreffen. Misstrauisch drängte Gadón zum Aufbruch, als plötzlich Dakrae von einem der Elben fortgezerrt wurde und ein paar Sekunden später, bei Lieve am Transportpunkt, verschwunden war.

Völlig entsetzt blickte Gadón auf die leere Stelle neben Lieve. Mühsam kämpfte er die aufsteigende Panik nieder. „Jetzt nur Ruhe bewahren, sonst ist sie für immer verschwunden!“, redete er sich eindringlich immer wieder eindringlich ein.

Nachdem Gadón die Freunde in alle Teile der Stadt geschickt hatte, machte er sich selber auf die Suche nach Dakrae. Verzweifelt rannte er durch Unterstadt-West und rief ihren Namen. Jeder der ihm entgegenkam wurde, nach einer genauen Beschreibung von Dakrae, befragt, ob er etwas Verdächtiges bemerkt hatte. Doch es gab keine Spur von Dakrae und viele der Befragten hielten ihn für verrückt.

Endlich war sein Zorn soweit unter Kontrolle, dass er wieder klar denken konnte. Nun postierte er sich im Ausgangsbereich der Stadt und rief über die Gildenrune seine Ordensmitglieder zu sich. So waren sie nun zu viert, Aydee, Enolya, Tinnuriel und Gadón.
Aydee wurde über die Geschehnisse in Kenntnis gesetzt, woraufhin sie einen Brief für Gadón aus ihrem Beutel holte und ihn jetzt überreichte. Ungestüm riss er den Brief auf und las, dass Dakrae sich von ihm abgewendet hatte. Er erkannte sofort, dass nur die Unterschrift auf dem Pergament von ihr stammte, der Rest war vermutlich vorher geschrieben worden.
„Lügen, alles verdammte Lügen“, schrie er nach dem Lesen des Briefes. Mühsam hielt er sich unter Kontrolle und bildete nun mit den Freunden eine Kette im Eingang zur Stadt.

Sollten die Entführer Dakrae aus Varanas bringen wollen, dann mussten sie hier durch.

Sie mussten lange warten, bis dann endlich ein Karren, aus Unterstadt Ost kommend, auftauchte. Gadóns scharfe Augen erkannten sofort eine der Elben wieder, die an der Entführung beteiligt waren. Er rannte los und schrie, „Hab ich euch, ihr Schurken!“

Die Ertappten blieben wie angewurzelt stehen. Mühsam konnte Gadón den grimmigen Bären in seiner Seele im Zaum halten und wollte gerade etwas sagen, als Aydee auf dem Karren eine Hand entdeckte, die unter einer Plane hervor lugte. Sofort riss Gadón die Plane beiseite. Dakrae lag benommen auf dem Karren. Rasch beschwor er Algenib, hob Dakrae hoch und ritt so schnell er konnte zur alten Pan.

Die Wunden waren schnell versorgt. Gadón wollte sie in ein sicheres Versteck bringen, doch Dakrae bestand darauf, dass sie das alle gemeinsam, als Orden, durchstehen müssten.
So kehrten sie zurück.

Eine der Assassinen war geflohen. Der Bär wurde immer stärker, Gadón musste sich mehr auf sein Inneres konzentrieren, damit kein Unheil geschah. Doch der Zorn des Bären war sehr stark und so schimpfte er über Tayzee und über die Menschen. Seine Augen schienen dabei nur noch aus Türkis zu bestehen, keine Pupille und keine Iris waren erkennbar. In seiner Seele tobte ein wilder Kampf und der Bär hatte ihn beinahe niedergerungen, als Gadón all seine Energie sammelte und den Bären in die Finsternis schleuderte.
Gerade in diesem Moment beleidigte eine der Assassinen Dakrae und diese schlug aus Zorn der Kontrahentin die Nase ein.

Völlig entsetzt registrierte Gadón diese Tat: wo er selber gerade seine ganze Kraft eingesetzt hatte um nicht zum Schwert zu greifen, ließ Dakrae ihrem Zorn freien Lauf.

Der Bär brüllte aus der Finsternis und es schien wie ein fürchterliches böses Lachen einer Höllenkreatur. Grawogol stürzte aufs Neue aus der Finsternis und seine Pranken rissen eine tiefe Wunde.

Gadón taumelte leicht und konnte seinem Zorn nichts mehr entgegen setzen und beschimpfte die Menschen aufs Übelste, beleidigte seine Freunde und hielt das Gehilz seiner Waffe so fest, dass die Knöchel seiner Hand weiß wurden. War Dakrae mehr Mensch als Elb? Sah er sie nur in seinen Gedanken als Elbe?

„Fort, nur fort von hier“, kam es Gadón in den Sinn und seine Beine gehorchten nicht mehr. Wie in einem Albtraum verließ er den Ort des Geschehens, mühte sich wie durch einen Sumpf in Richtung des Durchganges zur Unterstadt West. Dann versagten seine Beine gänzlich und er sackte einfach nieder.

Tinnuriels Stimme brachte ihn wieder ins Hier und Jetzt. Sie bat ihn inständig sich um Dakrae zu kümmern, appellierte an seine Pflicht als Vorstand des Ordens und an seine Ehre als Elb. So rappelte Gadón sich auf, horchte in sich hinein – Stille, kein Bär nichts, nur trostlose Stille und er glaubte schon, dass er taub geworden sei. Und wieder war es Tinnuriels Stimme, die ihn wieder zur Besinnung brachte. Wo kam plötzlich die Energie her, die ihn wieder aufrichtete?

Ohne viele Worte beschwor er Algenib, hob die fast bewusstlose Dakrae auf und brachte sie in ein sicheres Versteck, wo sie sich erholen konnte. Hier würde sie niemand finden, das Elbensiegel ließ niemanden durch. Nur Dakrae und Gadón konnten es öffnen.

In der Ruhe und der Abgeschiedenheit kam Gadón Geist wieder in die richtige Bahn und er versorgte Dakrae. Von der alten Pan hatte er einige Phiolen Heilsalbe erhalten und im Stillen dachte er, dass nicht alle Menschen schlimme Dinge tun, so wie nicht alle Elben erhaben sind.
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