Alice Kuipers: Sehen wir uns morgen?

Briefe, noch mehr Briefe und - ganz modern - mails: aber bitte in Buchform!
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Tirah
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Alice Kuipers: Sehen wir uns morgen?

Beitrag von Tirah »

Alice Kuipers: Sehen wir uns morgen?



Klappentext:
Unsere Zettel an der Kühlschranktür

Die fünfzehnjährige Claire und ihre Mutter leben allein zusammen. Sie sehen sich nur unregelmäßig, da die Mutter als Ärztin in einer Geburtsklinik arbeitet - und Neugeborene halten sich nun mal nicht an feste Arbeitszeiten. Oft ist sie schon aus dem Haus, wenn Claire aufsteht, oder noch nicht zurück, wenn Claire zu ihrem Vater oder einer Freundin zum Übernachten geht. Dann hängen sie sich gegenseitig Nachrichten an die Kühlschranktür, Einkaufslisten, Taschengelderinnerungen, kleine Berichte aus ihrem Alltag.
och eines Tages muss Claires Mutter, die Ärztin, selbst zum Arzt. Was sie dort erfährt, verändert ihr Leben. Und Mutter und Tochter müssen auf den kleinen Zetteln auf einmal so viel mehr unterbringen als bisher ...


Beurteilung:
Es ist lange her, daß ich eine Rezension in zwei Teile gesplittet habe: einen inhaltlichen und einen formalen.

Zum inhaltlichen:
Claires Mutter ist als Ärztin beruflich sehr eingespannt, so daß die fünfzehnjährige Claire schon früh selbständig werden mußte. Sie kümmert sich um den Haushalt und kauft ein, ihre Mutter sieht sie nicht mal jeden Tag. Trotzdem haben die beiden ein enges Verhältnis und ihre Zette an der Kühlschranktür sind durchaus liebevoll. Da geht es um Einkaufslisten, aber auch alltägliches. Als Claires Mutter die Diagnose „Brustkrebs“ bekommt, dauert es lange, bis beide sich wirklich damit auseinandersetzen können.

Claire und ihre Mutter wurden durch die kleinen Zettelchen sehr sympathisch, allerdings ist es doch merkwürdig wenig an Kommunikation, was zwischen den beiden stattfindet. Beide verdrängen lange Zeit den Ernst der Krankheit: Claires Mutter kann nicht fassen, daß ihr als Ärztin so etwas zustößt und Claire hat keine Ahnung, was es bedeutet, daß ihre Mutter einen „Knoten in der Brust“ hat. Natürlich geht der Alltag auch mit einer solchen Diagnose weiter, trotzdem blieb mir zu vieles an der Oberfläche und manchmal möchte man beide schütteln und sagen: „Jetzt redet endlich miteinander!“ Erst gegen Ende werden aus den Post-its der beiden tatsächlich lange Briefe und diese sind sehr berührend.

Die inhaltliche Wertung also: :buchwurm02:

Zum formalen Teil:
Das Buch hat eine besondere Aufmachung, die von der Idee her auch durchaus gelungen ist: auf den einzelnen Seiten ist ein Kühlschrank abgebildet. Links sieht man das Post-it an der geschlossenen Tür, nach dem Umblättern ist der Inhalt des Kühlschranks gezeichnet, der zum Einkaufszettel paßt. Eigentlich also ganz witzig.
Der Schönheitsfehler daran: die Nachrichten der beiden bestehen durchaus mal nur aus einem oder zwei Sätzen - dafür wird jedoch eine ganze Seite verbraucht. Das Buch erscheint also viel umfangreicher, als es tatsächlich ist und ist durch den Umfang - gemessen am Inhalt - recht teuer.


Originaltitel: Life on the Refrigerator Door
Übersetzerinnen: Anna und Christine Strüh
Kategorie: Belletristik
Hardcover
Krüger
443 Seiten
ISBN: 3810510637 bzw. 978-3810510631
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My recurring fantasy about libraries is that at night, after everyone goes home, the books come to life and mingle in a fabulous cocktail party. (Neal Wyatt)
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