Humphrey Carpenter: J.R.R. Tolkien - Briefe

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Tirah
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Humphrey Carpenter: J.R.R. Tolkien - Briefe

Beitrag von Tirah »

Humphrey Carpenter: J.R.R. Tolkien - Briefe



Klappentext:
Eines Tages bekam Tolkien beunruhigende Post: Ein Mr. Sam Gamgee hatte seinen Namensvetter im Herrn der Ringe entdeckt. Tolkien gestand später, dies habe ihm Alpträume beschert - was hätte er einem Mr. Gollum antworten sollen?

Zahlreiche Anekdoten finden sich in dieser umfangreichen, sorgfältig von Tolkiens Biographen Humphrey Carpenter editierten und reich kommentierten Briefsammlung. Dazu Beschreibungen feuchter Kneipenabende, hitzköpfige Kommentare zur Politik, häusliche Lageberichte, Briefe, die seine zärtliche Bindung vor allem zu den jüngeren beiden Söhnen zeigen, ausschweifende Briefe - an Kritiker, an neugierige Leser (Tolkien nahm seine Fans sehr ernst), an seinen Verleger, seitenlange Ausführungen, die Namen und Sprachen Mittelerdes betreffend, entrüstete Briefe, wenn sein Werk mißverstanden wurde.

Der Band, herausgegebenen und kommentiert von Humphrey Carpenter, Freund und Biograph Tolkiens, und von Christopher Tolkien, seinem Sohn, vermittelt ein lebhaftes Bild eines Mannes, der immerhin den literarischen Geschmack mehrerer Generationen von Lesern geprägt hat.


Beurteilung:
J.R.R. Tolkien schrieb Zeit seines Lebens viele Briefe, von denen natürlich längst nicht alle mehr erhalten sind. Einige jedoch gibt es noch und Humphrey Carpenter, der auch eine Biographie Tolkiens verfaßte, hat mit Christopher Tolkien etliche Briefe zusammengetragen. Da finden sich hauptsächlich Briefe an seine Verleger in England und den USA, an Fans, an seine Söhne und an Freunde. Vielfach geht es um den Hobbit, den Herrn der Ringe und das Silmarilion. Dies alles ergibt zusammengenommen ein viel persönliches Bild als es jede Biographie vermitteln könnte. Man erfährt einiges über das Alltagsleben und die Geldsorgen Tolkiens, vor allem aber erfährt man viel über Mittelerde. Dabei brachten mich einige Briefe zum Kopfschütteln, denn Tolkien wurde mehrfach unterstellt, der Herr der Ringe sei eine Allegorie (was er selbst stets kategorisch verneinte): angefangen beim Katholizismus bis hin zur Atomkraft. Auch gab es Leserstimmen, die meinten, Frodo hätte wegen Hochverrats hingerichtet werden sollen. Briefe an seine Leser beantwortete Tolkien stets ausführlich und manchmal vertiefte er sich dabei zu sehr in ein Gebiet, wie z.B. die Religion oder die Sprachwissenschaft - andererseits war es zum Beispiel sehr interessant, in aller Ausführlichkeit zu lesen, wie die Hobbits es mit den Geburtstagsgeschenken halten. :mrgreen:
Tolkien selbst erscheint mit zunehmendem Alter immer pedantischer und stets blieb ihm zu wenig Zeit für seine Werke, vor allem für das Silmarilion, das ihm sehr am Herzen lag.
Die Kenntnis des Hobbits und des Herrn der Ringe wird unabdingbar vorausgesetzt, ich denke jedoch, andere Leser werden sich für dieses Buch von vornherein nicht interessieren. Zusammen mit der Biographie ergibt dieses Buch eine gute Sekundärliteratur und ist - bis auf die ein oder andere Langatmigkeit - zu empfehlen.

Die Übersetzung stammt von Wolfgang Krege, der ein durchaus profunder Tolkien-Kenner war. Lediglich bei der Ausstattung habe ich ein, besser noch zwei, Lesebändchen vermißt: eines für die Briefe und eines für den umfangreichen Anhang.


Meine Wertung:
:buchwurm2,5:


Originaltitel: The Letters of J.R.R. Tolkien
Übersetzer: Wolfgang Krege
Kategorie: Biographie / Briefe
Hardcover
Klett-Cotta (Hobbit-Presse)
601 Seiten
ISBN 3608936505 bzw. 978-3608936506
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My recurring fantasy about libraries is that at night, after everyone goes home, the books come to life and mingle in a fabulous cocktail party. (Neal Wyatt)
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