Thilo Köhler: Comedian Harmonists

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Tirah
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Thilo Köhler: Comedian Harmonists

Beitrag von Tirah »

Thilo Köhler: Comedian Harmonists



Klappentext:
Der kometenhafte Aufstieg von sechs mittellosen jungen Männern zum weltberühmten Vokalensemble „Comedian Harmonists“ und dessen abruptes Ende 1935, als drei jüdische Sänger außer Landes getrieben wurden, bilden den authentischen Hintergrund dieses Romans.
Wer kennt nicht auch nach fast siebzig Jahren ihre beschwingten Ohrwürmer „Veronika, der Lenz ist da“, „Mein kleiner, grüner Kaktus“ oder „Wochenend und Sonnenschein“? Zusammengefunden hatten die jungen Männer - fünf Sänger und ein Pianist - im Berlin des Jahres 1927 durch eine Zeitungsannonce. Nach monatelanger harter Probenarbeit brachten schon die ersten Varieté-Auftritte große Erfolge; Konzerte und Plattenaufnahmen folgten. Gastspiele in Paris, Amsterdam, New York, in Kapstadt und Sydney machten das Sextett weltberühmt. Jedoch veränderten sich für sie die Bedingungen nach dem Machtantritt der Nazis 1933 rasch und radikal.
Schon der englische Name erregte Argwohn bei den Machthabern; es sollte die Zeit der Marschmusik anbrechen, in der für swingende, ironische Nummern jüdischer Komponisten und Arrangeure kein Platz blieb. Drei der Ensemblemitglieder waren Juden und wurden nicht in die Reichsmusikkammer aufgenommen - und das bedeutete nichts weniger als Auftrittsverbot auf deutschen Bühnen. Oder - wie in diesem Falle ihrer Prominenz wegen - nur noch mit Ausnahmeregelungen, Schikanen, Störungen während der Konzerte.
Eine Zeitlang hoffte das Ensemble noch, daß alles wie ein böser Spuk vorübergehen möge, aber der Druck von außen wuchs. 1935 war endgültig Schluß. Die drei Juden konnten sich ins Exil retten, aber man trat nie wieder gemeinsam auf.


Allgemeines:
Das Buch ist zur Zeit nur noch gebraucht erhältlich.


Beurteilung:
Der Roman beginnt mit dem mittellosen Berliner Musiker Harry Frommermann, der eines Tages per Zeitungsannonce Sänger sucht. Es melden sich fünf junge Männer und gemeinsam gründen sie die "Comedian Harmonists": fünf Sänger und ein Pianist, die bekannte und unbekannte Lieder auf witzige Weise vortragen. Schon bald wird die Gruppe sehr beliebt, die Konzerte sind ausverkauft. Als jedoch die Nazis an die Macht kommen, sind Ruhm und Herrlichkeit bald vorbei, notgedrungen zerbricht die Gruppe.

Der Roman ist spannend geschrieben, die einzelnen Persönlichkeiten glaubhaft dargestellt. Für mich war es jedoch ein bißchen "wenig": was wurde zum Beispiel aus den einzelnen Musikern nach dem Zerbrechen der Gruppe? Warum sind keine Photos enthalten, so daß man sich die Männer deutlicher vorstellen kann? Gab es tatsächlich so viele Spannungen in der Gruppe? Überhaupt: Was ist Fakt und was Fiktion? Hier hätte ich mir einen Anhang gewünscht.
So ist es tatsächlich mehr ein Roman als eine Biographie: zwar gut zu lesen, aber mit zu wenig Hintergrundinformationen.


Meine Wertung:
:buchwurm02:


Kategorie: Biographie
Hardcover
Kiepenheuer
297 Seiten
ISBN: 33780603X
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My recurring fantasy about libraries is that at night, after everyone goes home, the books come to life and mingle in a fabulous cocktail party. (Neal Wyatt)
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