Friedrich Ani:Wie Licht schmeckt

Aus der Baumschule: Kinder- und Jugendliteratur
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Tirah
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Friedrich Ani:Wie Licht schmeckt

Beitrag von Tirah »

Friedrich Ani: Wie Licht schmeckt



Klappentext:
Der vierzehnjährige Lukas möchte drei Tage lang allein durch die Stadt streifen. Er gönnt sich Pommes frites und Cola, hängt einen lästigen Freund ab und besucht seinen skurrilen Großvater. Als er bester Laune eine Rolltreppe in falscher Richtung hinunterspringt, stößt er mit einem Mädchen zusammen.
Sonja ist siebzehn, jobbt als Kellnerin und geht gern ins Kino. Obwohl sie blind ist, lädt sie Lukas ins Schwimmbad ein. Und dort passiert das Unglaubliche: Weil Lukas nicht richtig schwimmen kann, verliert er den Halt unter den Füßen und ertrinkt beinahe. Im letzten Moment kann Sonja ihn retten.
Von da an ist für Lukas nichts mehr so, wie es war. Plötzlich sieht er die Welt mit anderen Augen. Er spürt alles viel intensiver, das Licht in den Straßen, den Wein auf der Zunge, eine zarte Berührung. Lukas weiß, daß er Sonja nicht mehr verlieren will, nur wie er das schaffen kann, weiß er noch nicht.


Beurteilung:
Lukas ist genervt von seinen Eltern und an seinem vierzehnten Geburtstag erfüllt er sich einen Wunsch: Drei Tage lang völlig alleine durch München streifen! Unbehelligt von Eltern oder sonstigen Erwachsenen, ganz alleine, einfach seinen Gedanken nachhängend. Schon am ersten Tag begegnet er der blinden Sonja, die ihn fasziniert…

Sonja ist blind, selbstbewußt und kommt bestens zurecht - umso mehr, als sie vieles nahezu hellseherisch erahnt. Sei es die Handlung im Kino, oder daß Lukas kurz vor dem Ertrinken ist (wobei ich mich immer noch frage, wie sie es schaffte, ihn in einem überfüllten Schwimmbad inmitten von kreischenden und planschenden Kindern so zielsicher zu orten). Diese Selbstsicherheit fasziniert Lukas, der noch nie zuvor einem Blinden begegnete. Lukas ist sehr auf sich selbst konzentriert, der Schreibstil erzählt aus seiner Perspektive in der Ich-Form, wobei die Handlung aus Lukas Gedankengängen und Wahrnehmungen besteht. Zwar kam mir Sonjas Welt zu kurz, aber sie ist nun einmal nicht die Hauptperson der Erzählung. Das ist Lukas, der in seinen Gedanken eingesponnen ist und immer wieder über die Romane Becketts sinniert.

Wirklich warm geworden bin ich mit dem Buch nicht, denn sympathisch ist Lukas wahrlich nicht, doch am Ende der Geschichte wird er ein Stück erwachsener geworden sein. Und er hat "sehen" gelernt, auf eine ganz andere Art als bisher.
Eine Geschichte über das Erwachsenwerden und die erste Liebe, nicht jedoch über die Welt einer Blinden, hier sollte man sich vom Klappentext nicht in die Irre führen lassen.


Meine Wertung:
:buchwurm1,5:


Kategorie: Jugendbuch / ab 12 Jahre
Taschenbuch
dtv
223 Seiten
ISBN 3423622245 bzw. 978-3423622240
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My recurring fantasy about libraries is that at night, after everyone goes home, the books come to life and mingle in a fabulous cocktail party. (Neal Wyatt)
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