Niels Brunse: Der Meermann

Vor und zurück durch die Zeit
Antworten
Benutzeravatar
Tirah
Druide
Druide
Beiträge: 2168
Registriert: Sonntag 17. Dezember 2000, 20:01
Wohnort: Gorond im Lande Gimmonae

Niels Brunse: Der Meermann

Beitrag von Tirah »

Niels Brunse: Der Meermann



Klappentext:
Der 35jährige dänische Radioredakteur John Vivilt segelt an einem Sommertag des Jahres 2005 allein von Skagen aus los und findet sich plötzlich nackt auf einem englischen Fischerboot wieder. Seine Retter sind seltsam gekleidet und sprechen ein englisch, das Vivilt reichlich archaisch vorkommt. Vivilt hat einen Zeitsprung vollzogen. Er befindet sich im Jahr 1647, in der Zeit heftiger religiöser Auseinandersetzungen und des englischen Bürgerkriegs, in dem die Puritaner und das Parlament gegen den König kämpften, Charles I. hingerichtet wurde, Oliver Cromwell die Macht als Lord Protector übernahm und ein Schreckensregime errichtete. John Vivilt versucht, sich in der Zeit, die er nur aus dem Geschichtsunterricht kennt, zurechtzufinden. Der seltsame »Meermann« mit den eigenartigen Zukunftsvisionen, über die er besser nicht allzu laut redet, um nicht direkt auf dem nächsten Scheiterhaufen zu landen, wird zunächst Schreiber bei einem Pastor, geht nach London, schlägt sich als Arbeiter auf einer Werft durch, und wird schließlich Soldat. Durch einen Zufall rettet er in der Schlacht bei Preston einen hohen Adeligen und genießt von nun an dessen Gunst. Und bald trifft er auf den Mann, der verantwortlich ist für seinen unglaublichen Zeitsprung. Gibt es eine Möglichkeit, in die Gegenwart zurückzukehren? Oder ist Vivilt schon längst Komplize eines Vorhabens, das in die Vergangenheit eingreifen will, um die Gegenwart für immer zu verändern?


Beurteilung:
Ein dänischer Zeitreiseroman, der sich - anders als viele andere Bücher dieses Genres - nicht ausdrücklich um eine Romanze dreht? Klingt gut!
"Der Meermann" ist flüssig und mit viel Liebe zum Detail geschrieben, die Charaktere sind durchweg überzeugend. Allerdings bewirkt diese Detailverliebtheit zwar, daß man sich das Leben im England des 17.Jahrhundert bildlich vorstellen kann, andererseits verlangsamt sie jedoch auch das Erzähltempo. Auch fand John Vivilt sich für meinen Geschmack eine Spur zu leicht zurecht und erzählte zu bereitwillig von seiner Zeitreise, und das in einer Zeit, in der durchaus noch Hexer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Schnell merkte ich auch, daß mein Wissen um das politische England jener Zeit nicht ausreichte und ich mußte doch noch einmal über die Figur des Oliver Cromwell und seiner Politik nachlesen, hier setzt der Autor einiges an Wissen voraus.
Das Ende war dann gar nichts für mich, nahezu alles blieb ungeklärt und ich blieb ratlos zurück: wozu wurde die Geschichte jetzt erzählt und was wurde aus John Vivilt? :frage:


Meine Wertung:
:buchwurm01:


Originaltitel: Havmanden
Übersetzer: Ulrich Sonnenberg
Kategorie: Zeitreise / England / 17.Jahrhundert
Taschenbuch
Luchterhand
381 Seiten
ISBN 3630621309 bzw. 978-3630621302
Bild

My recurring fantasy about libraries is that at night, after everyone goes home, the books come to life and mingle in a fabulous cocktail party. (Neal Wyatt)
Antworten

Zurück zu „Blätter der Zeitenreise“