Ronald Wright: Die Schönheit jener fernen Stadt

Vor und zurück durch die Zeit
Antworten
Benutzeravatar
Tirah
Druide
Druide
Beiträge: 2168
Registriert: Sonntag 17. Dezember 2000, 20:01
Wohnort: Gorond im Lande Gimmonae

Ronald Wright: Die Schönheit jener fernen Stadt

Beitrag von Tirah »

Ronald Wright: Die Schönheit jener fernen Stadt

                       

Klappentext:
Ein langer Liebesbrief
Ein großes Abenteuer
Eine romantische Zeitreise

London im Jahre 1999. David Lambert, verlassener Liebhaber und widerwilliger Museumsdirektor, erhält einen Brief mit einer sensationellen Ankündigung: Die berühmte Zeitmaschine von H.G. Wells wird in der Neujahrsnacht nach London zurückkehren! Getrieben von einer unstillbaren Neugier, findet er die Zeitkapsel tatsächlich und begibt sich auf eine Reise ins Jahr 2500 - nicht ohne die Hoffnung, seine Geliebte auf diese Weise zurückzugewinnen.
Während David seinen Fuß in ein üppiges, aber auch bedrohliches Neu-England setzt und Schritt für Schritt eine erstaunliche Zukunft erforscht, erfährt der Leser die bittersüsse Liebesgeschichte um David, seinen Freund Bird (Altphilologe und Jazzmusiker aus dem East End) und die schöne, exzentrische Ägyptologin Anita. Von beiden Männern verzweifelt geliebt, war sie mit 32 Jahren eines unerklärlichen Todes gestorben...


Allgemeines:
Auf deutsch ist das Buch nur noch antiquarisch zu beziehen, die englische Ausgabe ist auch als Neuware erhältlich.


Beurteilung:
David Lambert lebt 1999 in London und arbeitet als Direktor eines kleinen Museums für technische Geräte des 19.Jahrhunderts, seine Doktorarbeit verfaßte er über H.G. Wells und dessen Zeitmaschine. Sein alter Professor hält es für einen Witz, als er einen Brief erhält, der angeblich von H.G. Wells selbst stammen soll: danach soll die Zeitmaschine aus dem berühmten Roman tatsächlich existieren und in der Neujahrsnacht 2000 in London landen! Zwar glaubt er nicht daran, überläßt aber David den Brief als amüsante Fälschung. Doch: die Zeitmaschine taucht auf und David reist nach langer Überlegung 500 Jahre in die Zukunft, voller Erwartung und Vorfreude auf den technischen Fortschritt, der ihn erwarten wird...

Science-Fiction, Zeitreise oder tragische Dreiecks-Geschichte? Dieser Roman ist von allem etwas. David leidet seit Jahren darunter, daß ihn seine große Liebe Anita verlassen hat, wegen ihr überwarf er sich sogar mit seinem Freund Bird. Erst an Anitas Grab sehen die beiden sich wieder. Als David die Zeitmaschine findet, ist seine geheime Hoffnung: in die Zukunft reisen, in der der technische Fortschritt nichts an Rasanz eingebüßt hat und sogar Zeitreisen völlig normal sind - ein Heilmittel für Anita finden - zu ihr zurückkehren und glücklich leben bis ans Ende aller Tage. Und wenn sie nicht gestorben sind…
So einfach ist es jedoch nicht. Im Jahre 2500 ist Süd-England durch einen Klimawandel zum Dschungel geworden, die Städte wurden lange aufgegeben. London ist besonders beeindruckend, denn der Dschungel hat die ganze Stadt erorbert. Das Cover der deutschen Ausgabe gefällt mir hier sehr gut.
Auch mit dem technischen Fortschritt ist es so eine Sache und als David andere Menschen trifft, sind diese nicht unbedingt wohlgesinnt. Gut umgesetzt wurde hier, daß sich die Sprache verändert hat, auch wir sprechen schließlich anders als die Menschen vor 500 Jahren. Insgesamt war die Schilderung von Davids Reise durchaus interessant, die Veränderungen werden sehr schön beschrieben; vor allem, wenn David alte Dokumente findet und sich ihm erst nach und nach erschließt, was geschehen sein muß. Genau hier mangelt es aber an der Umsetzung, denn für einen Archäologen ist David sonderbar teilnahmslos und so gar nicht neugierig. Überhaupt fand ich alle drei Charaktere unsympathisch: David, Bird und Anita. Wahrscheinlich nimmt mir deshalb ihre Geschichte viel zu viel Raum ein. Besonders das Ende aber hat mir gar nicht gefallen. Ich muß nicht immer ein Ende haben, in dem alle Handlungsfäden aufgelöst und alle Details haarklein erläutert werden. Dieses Ende aber war mir entschieden zu offen, viel zu viele Punkte blieben ungeklärt.
Noch ein Wort zum Stil: David schreibt am Anfang einen Brief an Bird, in dem er erklärt, wie er die Zeitmaschine gefunden hat. Nach seiner Abreise schreibt er Tagebuch und auf diese Weise nimmt der Leser an seinem Schicksal teil. Diese Schreibweise ist gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht und so ließe sich der Roman auch schon fast der Kategorie "Briefroman" zuordnen.


Meine Wertung:
:buchwurm02:


Originaltitel: A scientific romance
Übersetzer: Lutz-W. Wolff
Kategorie: Zeitreise / Science Fiction
Taschenbuch
dtv
397 Seiten
ISBN 3423241241 bzw. 978-3423241243
Bild

My recurring fantasy about libraries is that at night, after everyone goes home, the books come to life and mingle in a fabulous cocktail party. (Neal Wyatt)
Antworten

Zurück zu „Blätter der Zeitenreise“