Tom Rob Smith: Kind 44

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Tirah
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Tom Rob Smith: Kind 44

Beitrag von Tirah »

Tom Rob Smith: Kind 44




Klappentext:
Moskau, 1953.
Auf den Bahngleisen wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden. Nackt. Fürchterlich zugerichtet. Doch in der Sowjetunion der Stalinzeit gibt es offiziell keine Verbrechen. Und so wird der Mord zum Unfall erklärt. Der Geheimdienstoffizier Leo Demidow kann jedoch die Augen vor dem Offenkundigen nicht verschließen. Als das nächste Kind ermordert wird, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln. Damit bringt er nicht nur sich, sondern seine ganze Familie in tödliche Gefahr ...


Allgemeines:
Es handelt sich um den ersten Roman mit Leo Demidow:

1. Kind 44
2. Kolyma


Beurteilung:
Ich habe mich mit diesem Hörbuch schwergetan und wollte es immer wieder abbrechen. Bernd Michael Lade spricht das Buch gut, keine Frage und Leo Demidow wirkt dadurch trotz aller Fehler sympathisch.
Was mich gestört hat, waren allerdings gleich mehrere Dinge: zum einen finde ich es nicht sehr glaubwürdig, wenn ein Amerikaner über die politischen Verhältnisse während der Stalin-Ära schreibt. Ich habe mich gefragt, ob die Verhältnisse tatsächlich so waren wie im Roman beschrieben oder eine maßlose Übertreibung des Autors.
Zum anderen hat mich irgendwann das Hin und Her in der Handlung genervt: Leo steht unter Verdacht, er steht nicht mehr unter Verdacht. Er wird verhaftet, er kommt frei, er wird wieder verhaftet. :roll:
Entschieden übertrieben fand ich jedoch die Brutalität. Ich bin ja nun wahrlich nicht zartbesaitet (und was Thriller angeht, schon gar nicht), aber hier war es zu viel, zu detailliert. Ob nun die Folterszenen während der Verhöre durch den Geheimdienst oder aber - besonders - die Morde an den Kindern. Überhaupt steht der Mord an „Kind 44“ nicht wirklich im Mittelpunkt des Buches, auch wenn sich der Klappentext so liest. In der gesamten ersten Hälfte geht es vielmehr um die politische Zustände in der Sowjetunion unter Stalin.

Ich mag Thriller. Ich mag spannende Thriller. Ich mag auch Thriller, in denen es um Politik geht. Aber hier war einzig und allein die Brutalität zentrales Thema, der Autor hangelt sich von einem Schockeffekt zum nächsten. Glaubwürdig wirkt die Handlung zu keiner Zeit und die Auflösung des Ganzen ist schlicht an den Haaren herbeigezogen.


Meine Wertung:
:buchwurm-1:


Originaltitel: Child 44
Übersetzer: Armin Gontermann
Kategorie: Thriller
Sprecher: Bernd Michael Lade
Lübbe
6 CD’s
ISBN: 3785736614 bzw. 978-3785736616
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Re: Tom Rob Smith: Kind 44

Beitrag von Tirah »

Was die Brutalität angeht, so gibt es eine Szene, die mich am meisten gestört hat:
Achtung Spoiler!
Ein kleiner Junge verhungert. Und seine Eltern kochen aus seiner Leiche einen Eintopf? Und dann wird auch noch beschrieben, wie die zarten, weißen Knöchelchen in der Suppe schwimmen?


Und ein weiterer Spoiler:
Achtung Spoiler!
Niemand wird um seiner selbst willen geliebt, sondern Liebe wird allenthalben nur vorgespiegelt, um einen Vorteil zu erlangen:
* Raisa heiratet Leo aus Angst, verhaftet zu werden, wenn sie seinen Antrag ablehnt.
* Wassili ist nur verheiratet, weil das der Karriere förderlich ist
* Leo spielt seinen „Eltern“ Liebe vor, damit er nicht auch im Kochtopf landet
* Andrej läßt seine Mutter glauben, er sei Pavel, um von ihr Zuwendung zu bekommen
* Andrej hat zwar zwei Töchter, um die er sich jedoch überhaupt nicht kümmert
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Re: Tom Rob Smith: Kind 44

Beitrag von Tirah »

Der Link zur Buchausgabe:

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