Diane Broeckhoven: Ein Tag mit Herrn Jules

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Tirah
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Diane Broeckhoven: Ein Tag mit Herrn Jules

Beitrag von Tirah »

Diane Broeckhoven: Ein Tag mit Herrn Jules



Klappentext:
Alice und Jules haben ein morgendliches Ritual. Und auch an diesem Wintermorgen wird Alice geweckt vom Duft des Kaffees, den ihr Mann schon zubereitet hat. Als sie jedoch zu Jules ins Wohnzimmer kommt, sitzt er tot auf dem Sofa. Alice beschließt, seinen Tod, zumindest für einen Tag, zu ignorieren. Doch dann taucht der kleine Nachbarjunge auf, der wie immer um zehn Uhr eine Schachpartie mit Herrn Jules spielen möchte…


Beurteilung:
Als Alice entdeckt, daß ihr Mann tot ist, ist sein Körper noch warm. Sie setzt sich neben ihn und nur langsam begreift sie, daß er fort ist. Deutlich sieht sie vor sich, was folgt: Arzt, Bestatter, Pastor. Sie muß ihren Sohn und die Schwiegertochter informieren und die Formalitäten erledigen. Einen Sarg aussuchen. All das ist notwendig, aber viel wichtiger ist es ihr, sich von ihm zu verabschieden. Mehr als 50 Jahre waren sie verheiratet und sie weiß, wenn sie erst alles Nötige in die Wege leitet, ist keine Zeit mehr, sich zu verabschieden. Also nimmt sie sich diesen einen Tag. Sie spricht mit ihrem Mann über Dinge, die während ihrer Ehe ungesagt blieben, z.B. seine Affäre mit einer anderen Frau. Sie setzt sich neben ihn und hält seine kalte Hand. Und ganz langsam löst sie sich von ihm. Der autistische Nachbarsjunge David bringt es schließlich auf den Punkt als er sagt: „Herr Jules ist weg. Das ist die Hülle von Herrn Jules.“

Eigentlich hat dieses Buch mit seinem 92 Seiten eher den Umfang einer Kurzgeschichte. Aber auf diesen wenigen Seiten wird alles gesagt. Nichts wird unnötig ausgedehnt, die Erzählung ist kurz und prägnant. Sie macht deutlich, wie wichtig das Abschiednehmen in einer Gesellschaft ist, die den Tod verdrängt.


Meine Wertung:
:buchwurm03:

Originaltitel: De buitenkant van Meneer Jules
Übersetzerin: Isabel Hessel
Taschenbuch
Rowohlt
92 Seiten
ISBN: 3499241552 bzw. 9783499241550
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My recurring fantasy about libraries is that at night, after everyone goes home, the books come to life and mingle in a fabulous cocktail party. (Neal Wyatt)
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