Ingeborg Kruse: Gütiger Himmel

Alle Blätter, die nicht an obige Äste passen.
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Tirah
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Ingeborg Kruse: Gütiger Himmel

Beitrag von Tirah »

Ingeborg Kruse: Gütiger Himmel




Klappentext:
Eine junge Frau wird Pastorin in einem kleinen ostfriesischen Dorf an der Nordseeküste. Sie fühlt sich schnell heimisch hier und ist bald bei jung und alt beliebt. Als sie im Pfarrarchiv zufällig einem vor Jahrhunderten den Ort erschütternden Skandal auf die Spur kommt, ahnt sie nicht, was ihr selbst bevorsteht. Noch glaubt sie an eine großzügige und tolerante Kirche heute - auch in Sachen Sexualmoral. Doch dann wird die ledige Frau schwanger...


Allgemeines:
Das Buch ist zur Zeit nur noch gebraucht erhältlich.


Beurteilung:
Elisabeth Rogge übernimmt eine kleine Gemeinde in Ostfriesland, irgendwo in der Krummhörn. Sie fühlt sich auf Anhieb wohl im Dorf und mag Land und Leute. Schnell ist sie auch bei den Gemeindemitgliedern beliebt, denn sie ist engagiert und kompetent. Als die ledige Pastorin jedoch verkündet, schwanger zu sein und sich weigert, den Namen des Vaters zu nennen, wird es schwierig für sie...

Dieses Buch hat bei mir gemischte Gefühle hinterlassen. Es ist flüssig geschrieben und man möchte wissen, wie die Geschichte weitergeht. Sowohl Elisabeth als auch ihre Freundin Julia und deren Freund Henning sind überaus sympathisch beschrieben. Spannend ist auch die geheimnisvolle Geschichte um jene Elisabeth, die im 18.Jahrhundert - ungewollt schwanger - aus dem Dorf verjagt wurde. Die Landschaftsbeschreibungen mögen zwar ausführlich sein, aber für jemanden, der Ostfriesland mag (oder von dort kommt ;) ) sind sie genau richtig. Und es war für mich als Laie interessant zu erfahren, wieviel „Verwaltungskram“ hinter der Arbeit als Pastor steckt.
Eine andere Sache ist, daß vieles nur angerissen wurde: aus der Geschichte um die „erste“ Elisabeth hätte man wesentlich mehr machen können. Und auch die Reaktionen sowohl der Kirchenleitung als auch der Gemeinde sind sonderbar ambivalent. Denn als ledige Pastorin, die ungewollt von einem verheirateten Mann schwanger wird, also Ehebruch begangen hat, löst die Protagonistin keineswegs einen Sturm der Entrüstung aus.
Ich bin mir nicht sicher, ob die Autorin jetzt Kritik an der Kirche üben oder „nur“ einen Denkanstoß geben wollte. Ersteres hat sie nicht überzeugend geschafft, aber einen Denkanstoß liefert die Geschichte allemal.


Meine Wertung:
:buchwurm02:


Kategorie: Religion
Taschenbuch
dtv
314 Seiten
ISBN: 3423201266 bzw. 978-3423201261
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My recurring fantasy about libraries is that at night, after everyone goes home, the books come to life and mingle in a fabulous cocktail party. (Neal Wyatt)
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Tirah
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Beitrag von Tirah »

Noch ein Spoiler, um nicht zuviel vom Inhalt zu verraten:

Achtung Spoiler!
Ich hätte gerne mehr über die Elisabeth aus dem 18.Jahrhundert erfahren. Und wer steckte hinter den anonymen Drohungen? Was wurde aus Michael Rothe, dem Organisten?

Was die Kirchenleitung und die Gemeindemitglieder anging: hier konnte sich die Autorin anscheinend nicht entscheiden. Einerseits ist die Kirchenleitung stur den Regeln verhaftet, andererseits bemühen sich gerade Elisabeths Vorgesetzte sehr und leisten ihr Beistand. Ebenso ist es mit den Dorfbewohnern: die meisten, vor allem der Gemeinderat, stehen eindeutig hinter Elisabeth. So altmodisch sind also weder die evangelische Kirche noch die ostfriesische Landbevölkerung. Die Kritik der Autorin läuft hier ins Leere.
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