Wolfgang Schorlau: Die letzte Flucht

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Tirah
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Wolfgang Schorlau: Die letzte Flucht

Beitrag von Tirah »

Wolfgang Schorlau: Die letzte Flucht



Klappentext:
Ein aussichtloser Fall: Der Privatermittler Georg Dengler nimmt den Auftrag an, für die Verteidigung von Prof. Dr. Bernhard Voss zu ermitteln. Die Berliner Polizei hat lückenlose Beweise gegen den mutmaßlichen Mörder und Vergewaltiger der neunjährigen Jasmin vorgelegt. Doch schon bald wachsen Zweifel: Hat hier jemand versucht, den Mediziner Voss, renommierter Forscher an der Berliner Charité, aus dem Verkehr zu ziehen?
Dengler, ehemalige Zielfahnder des Bundeskriminalamts, macht sich an die Arbeit – und entdeckt erste Widersprüche. Als Voss erschlagen wird, gerät Dengler ins Visier der Polizei. Da fasst Olga, seine Geliebte, einen kühnen Plan.
In seinem neuen Roman wendet sich Wolfgang Schorlau einem Thema zu, das für jeden lebenswichtig ist: dem Gesundheitswesen. In gleichem Maß, wie Georg Dengler Schritt für Schritt ein unfassbares Verbrechen aufdeckt, enthüllt der Autor, wie real die Bedrohung durch die übermächtige Pharmaindustrie bereits geworden ist.
Fast beiläufig erzählt er auch eine Geschichte über Stuttgart 21. Denglers Sohn Jakob ist im Widerstand gegen das Bahnprojekt aktiv. Voller Sorge versucht Dengler, ihm dies auszureden. Plötzlich befinden sich beide mitten im Hexenkessel des “Schwarzen Donnertag” im Stuttgarter Schlosspark.


Allgemeines:
Es handelt sich um den sechsten Fall für den Stuttgarter Privatermittler Georg Dengler.


Beurteilung:
Die Bücher Wolfgang Schorlaus lassen nach dem Lesen immer ein gewisses Unbehagen zurück: man wünscht sich, daß alles nur Fiktion sein möge und ahnt doch, daß es wahr ist. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch immer die Informationen des Autors auf seiner Website. "Die letzte Flucht" ist da keine Ausnahme: Die Pharmaindustrie und Stuttgart 21 sind die Themen, um die es geht. Leider kam Stuttgart 21 etwas zu kurz, dieser Punkt spielte leider nur eine Nebenrolle, dabei gäbe es zu diesem Thema sicherlich mehr zu sagen.
Die Pharmaindustrie wird in zwei Handlungssträngen behandelt: zum einen ist da der Verdächtige Dr. Voss, der unter dem Verdacht verhaftet wurde, ein neunjähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet zu haben. Zum anderen gibt es einen entführten Manager der Pharmaindustrie, der aus dem Nähkästchen plaudert - wenn auch nicht ganz freiwillig.
Der Roman ist gut durchdacht und spannend aufgebaut, wobei die Spannung durch viele Szenenwechsel und kurze, prägnante Sätze aufrecht erhalten wird. Das Privatleben Denglers kommt hier kürzer als in anderen Romanen, vor allem seine Vorliebe für Jazz ist überhaupt kein Thema.
Die Geschichte an sich jedoch erscheint sehr unwahrscheinlich, wenn der Durchschnittsbürger den Pharmariesen auch allerhand zutraut. Leider bleibt die Krimihandlung vor der Kritik an der Pharmaindustrie etwas auf der Strecke und erscheint zu konstruiert, dafür wird die ermittelnde Kriminalbeamtin zusehends sympathischer.
Fans von Wolfgang Schorlau wird dieses Buch sicherlich gefallen, denn es macht nachdenklich und ist beklemmend. Neu-Einsteiger, die sich "nur" einen spannenden Krimi erhoffen, sollten besser zu einem anderen Band der Serie greifen.


Meine Wertung:
:buchwurm02:


Kategorie: Krimi / Deutschland / Politik / Pharma-Industrie
Taschenbuch
Kiepenheuer & Witsch
351 Seiten
ISBN 3462042793 bzw. 9783462042795
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My recurring fantasy about libraries is that at night, after everyone goes home, the books come to life and mingle in a fabulous cocktail party. (Neal Wyatt)
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Tirah
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Re: Wolfgang Schorlau: Die letzte Flucht

Beitrag von Tirah »

Noch ein Spoiler, der sehr viel vom Inhalt verrät:
Achtung Spoiler!
Ein Arzt will Forschungsergebnisse nicht mehr für ein Butterbrot an die Pharma-Industrie abgeben, die sich damit eine goldene Nase verdient. Daraufhin engagiert das Unternehmen einen Söldner, der ein kleines Mädchen vergewaltigt und tötet und diesen Mord dann dem Arzt unterschiebt - mit gestohlenem Sperma des Arztes als Beweis. Und am Schluß verschwindet der Söldner und es bleiben keine Beweise gegen das Pharma-Unternehmen zurück.

… also, wenn das nicht konstruiert klingt!
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