Eva Baronsky: Magnolienschlaf

Historische gebundene Blätter
Antworten
Benutzeravatar
Tirah
Druide
Druide
Beiträge: 2168
Registriert: Sonntag 17. Dezember 2000, 20:01
Wohnort: Gorond im Lande Gimmonae

Eva Baronsky: Magnolienschlaf

Beitrag von Tirah »

Eva Baronsky: Magnolienschlaf



Klappentext:
Ein Haus,
zwei Frauen,
zwei Geheimnisse

Ein kleines altes Haus am Rande der Großstadt und zwei Frauen, wie sie verschiedener nicht sein könnten: Wilhelmine und Jelisaweta trennen viel mehr als 68 Lebensjahre.
Jelisaweta ist 23 und für ein paar Wochen aus Smolensk nach Deutschland gekommen, um Wilhelmine zu pflegen, die seit einem Unfall an ihr Bett gefesselt ist. Doch was als scheinbar ideales Arrangement beginnt, gerät bald außer Kontrolle und wird zu einem Kleinkrieg, in dessen Verlauf die beiden Frauen sich auf grausam-weibliche Weise attackieren. Am Ende wird jede auf die Frage zurückgeworfen, was man mit sich anfängt, nachdem man der Wahrheit ins Auge gesehen hat. Denn Schuld wartet nicht auf Kläger, Sühne braucht keinen Richter, und der Krieg ist nicht vorbei, nicht für die Greisin und nicht für das Mädchen. Der Krieg hat gerade erst angefangen.


Beurteilung:
Wilhelmine hat sich trotz ihres hohen Alters stets selbst versorgt und gerne in ihrem kleinen Häuschen mit Garten gelebt. Jetzt ist sie gestürzt und hat sich die Hüfte gebrochen und nach ihrem Krankenhausaufenthalt haben weder ihr Neffe noch seine Frau Zeit und Lust, sich um die alte Frau zu kümmern. Kurzentschlossen engagieren sie Jelisaweta, eine junge Russin, als Altenpflegerin. Jelisaweta hat Erfahrung mit alten Menschen und freut sich, ein wenig Geld in Deutschland verdienen zu können. Sie versteht sich prächtig mit Wilhelmine - bis diese erfährt, daß sie Russin ist. Denn Wilhelmine hat die Geschehnisse während der russischen Besatzung nach Kriegsende nie verwinden können…

Eine Geschichte, bei deren Zuordnung ich mich schwergetan habe. Ist es Belletristik, Psychodrama, Gesellschaftskritik oder historisch? Die Antwort ist: von allem etwas. In erster Linie aber ist es ein bewegendes Buch, das den Leser trotz des geringen Umfanges von gerade einmal 185 Seiten nachdenklich zurückläßt.
Wilhelmines Geschichte wird langsam und mit vielen Einschüben erzählt, erst nach und nach schälen sich die Geschehnisse aus dem Dunkel heraus. Doch auch Jelisaweta wurde, trotz ihrer Jugend, vom Zweiten Weltkrieg beeinflußt, denn sie wuchs bei ihrer Großmutter auf. Was die Grausamkeiten anging, haben sich wohl weder die deutschen noch die russischen Soldaten damals etwas genommen. „Magnolienschlaf“ zeigt, wie sehr der Krieg und seine Folgen auch heute noch so manches Leben prägen. Die überzeichneten Charaktere machen das nur besonders deutlich. Einzig die Kritik daran, wie Angehörige oft mit pflegebedürftigen Senioren umgehen, fand ich zu dick aufgetragen.


Meine Wertung:
:buchwurm2,5:


Kategorie: Belletristik / Psychodrama / Zweiter Weltkrieg
Hardcover
Aufbau
185 Seiten
ISBN 3351033389 bzw. 9783351033385
Bild

My recurring fantasy about libraries is that at night, after everyone goes home, the books come to life and mingle in a fabulous cocktail party. (Neal Wyatt)
Antworten

Zurück zu „Welke Blätter“